Mittwoch, 26. November 2014

Für ein FreihandelsAbkommen mit Russland

Der Nutzen von Freihandel - Theorie und praktische Erfahrungen

Modelle und Wirklichkeit

WirtschaftsWissenschaftler behaupten, dass freier Handel für alle von Vorteil ist. Dies sei mathematisch bewiesen.
Naturwissenschaftler wissen, dass die Mathematik nichts über die reale Welt aussagt. Sie besteht lediglich daran, aus Axiomen Folgerungen zu ziehen. Die Axiome definieren ein Modell, das der Wirklichkeit mehr oder weniger gut entsprechen kann. Dass ein Modell der Wirklichkeit entspricht, lässt sich jedoch nicht beweisen, sondern höchstens widerlegen. Treffen die Vorhersagen nicht zu, so ist das Modell falsch; treffen die Vorhersagen (im Rahmen der Messgenauigkeit) zu, so spricht dies für die Richtigkeit des Modells, beweist sie jedoch nicht.
Im Falle der Wirtschaftswissenschaften gibt es so viele unkontrollierbare (und evtl. auch unmessbare) Parameter, dass sich die Modelle nicht experimentell überprüfen lassen. Daher sind sich die Wirtschaftswissenschaftler nicht einig, sondern es gibt verschiedene Lehrmeinungen.

Die Theorie des Freihandels

Die Theorie geht so: Waren werden dann gehandelt, wenn dies für beide Seiten vorteilhaft ist. Kann z. B. Staat A Produkt P billiger produzieren als Staat B, und umgekehrt B das Produkt Q billiger als A, so ist es für beide günstiger, wenn A P an B liefert und dafür Q erhält.
Dabei ist der Nutzen für beide Seiten umso höher, je unterschiedlicher die relativen HerstellungsPreise in beiden Staaten sind.

Historische Erfahrungen

Wie sehen die praktischen Erfahrungen mit freiem Handel aus? Erhöht er den Wohlstand aller Beteiligten?
Als die Spanier Kontakt mit den Inkas aufnahmen, gab es einen Austausch. Die Spanier gaben den Inkas Glasperlen und erhielten dafür Gold. Offensichtlich war das Ergebnis für die Spanier von Vorteil, für die Inkas jedoch von Nachteil. Dies deutet darauf hin, dass Freihandel für den stärkeren Partner vorteilhaft, für den schwächeren jedoch nachteilig ist, falls die Kräfte sehr ungleich verteilt sind.
Anderes Beispiel: In der Entwicklung der Menschheit kam es früh zum Austausch von Waren und Wissen zwischen verschiedenen Volksgruppen. Der Wissensaustausch folgt anderen Gesetzen als der Warentausch, denn der Wissensgeber verliert das Wissen nicht.
Zwischen ähnlich hoch entwickelten Populationen ist sowohl der Wissens- wie der Warentausch für beide Seiten vorteilhaft.

Schlussfolgerung

Die EU und die USA sind sich in ihrem Warenangebot sehr ähnlich; beide sind technisch hochentwickelte Nationen. Dabei ist die USA Europa militärisch überlegen, ebenso informationstechnisch (die USA überwachen die gesamte europäische Kommunikation, aber nicht umgekehrt). Daher ist von einer weiteren Liberalisierung des Warenaustauschs zwischen der EU und den USA kein Vorteil für die EU zu erwarten.
Deutschland und Russland jedoch sind grundverschieden. Russlands Wirtschaft beruht auf seinen Bodenschätzen wie Erdgas. Hier hat Deutschland großen Bedarf. Ein FreihandelsAbkommen zwischen Deutschland oder der EU und Russland könnte für beide Seiten sehr nützlich sein.

Die FriedensDividende

Sicherheit durch Partnerschaft

Wichtiger als all diese wirtschaftlichen Vorteile ist die erhöhte Sicherheit. Durch die wirtschaftliche ZusammenArbeit wäre ein Konflikt für alle Seiten von Nachteil. Außerdem erhöhen sich die persönlichen Kontakte, mehr Leute lernen die Sprache des anderen Landes, und so erhöht sich das gegenseitige Verständnis. Ein Krieg wird unwahrscheinlicher, die Menschen fühlen sich sicherer.
Auch unter diesem Aspekt wäre ein FreiHandelsAbkommen mit Russland viel wichtiger als eines zwischen der EU und den USA, die ja ohnehin NATO-Partner sind.

Verantwortung übernehmen?

Der Bundespräsident möchte, dass Deutschland mehr Verantwortung übernimmt. Leider scheint er damit WaffenExporte oder gar AngriffsKriege zur "Verteidigung" unserer Interessen zu meinen. Die deutschen Interessen jedoch verteidigen wir am besten, indem wir die wirtschaftlichen Beziehungen zu Russland ausbauen.

Internationale Verträge

Gerechtigkeit durch Symmetrie

Die Gesetze in einem Staat werden so formuliert, dass sie für alle Bürger gelten. Niemand würde ein Gesetz gutheißen, das besagt: Egon Müller muss Lisa Simpson jeden Monat 23 € bezahlen. Dies wäre willkürlich und ungerecht.
Genauso sollten internationale Vereinbarungen keine Spezial­Regelungen für einzelne Staaten enthalten.
Bei FreiHandelsVerträgen ist es sicherlich möglich, sie universell zu formulieren, so dass derselbe Text für eine beliebige Menge von Staaten eine FreiHandelsZone definiert. Der VertragsText sollte also keine Namen von Staaten oder Währungen enthalten, sondern alle Regeln gelten immer für beliebige StaatenMengen A, B, die dem GruppenVertrag beigetreten sind.
Darüber hinaus sollten alle weiteren Staaten das Recht haben, der FreiHandelsZone zu denselben Bedingungen beizutreten. Denn dies ist ja für alle von Vorteil.

Kooperation geht nur zu ≥ 3

Ein solcher Vertrag könnte leichter in einer Dreier-Gruppe erarbeitet werden. Denn in einer 2-er-Gruppe muss jede Seite versuchen, eine möglichst großen Vorteil zu erlangen. (Wenn beide gleich stark sind, ergibt sich so eine faire Regelung.) Beide Seiten arbeiten also gegeneinander.
Zu Dritt jedoch können alle gemeinsam an einer Lösung arbeiten, die eine faire Regelung für beliebige Staaten darstellt. Sie arbeiten also zusammen.
Alle Staaten der Erde können gemeinsam am Text mitarbeiten, z. B. in einem Wiki.

Transport und UmweltKosten

Denken wir einmal als Weltbürger und fragen uns, was ist für die Menschheit besser? WarenTransporte sind ökologisch und ökonomisch günstiger, wenn sie über kurze Distanzen erfolgen.
Distanz
Berlin-Moskau1608 km
Berlin-Washington6711 km

Auch unter diesem Gesichtspunkt ist FreiHandel mit Russland vorteilhafter als FreiHandel zwischen EU und USA.

Russland in die TTIP-Verhandlungen einbeziehen

VerhandlungsTempo

Die TTIP-Verhandlungen könnten beschleunigt werden, indem Russland miteinbezogen würde. Wenn man annimmt, dass die EU, die USA und Russland den gleichen Anteil der Arbeit an den Verträgen übernähmen, beträgt die Steigerung 50 %.
Dies heißt nicht unbedingt, dass die Verhandlungen früher fertig werden. Denn möglicherweise gibt es ja mehr zu verhandeln. Dafür wäre die Qualität des Vertrags aber auch höher, da er universell anwendbare Regeln enthielte.

Die InteressenLage der USA

Vielleicht wird die USA dagegen sein, wenn wir Verhandlungen mit Russland aufnehmen. Zwar sollte uns dies nicht weiter stören, wenn wir ein souveräner Staat sind.
Doch welchen Schaden hat die USA eigentlich, wenn wir ein Freihandelsabkommen mit Russland abschließen?
Wenn sie sich dem anschließt, so dass zwischen EU, USA und Russland FreiHandel besteht, so erhöht dies nach der Theorie für alle Beteiligten den Wohlstand noch weiter, als lediglich freier Handel zwischen der EU und den USA. Tatsächlich liegt also eine solche gemeinsame Lösung auch im Interesse der USA.

Diesen Text bitte weiterentwickeln und weitergeben.

Donnerstag, 6. November 2014

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